Glossar Kreditgebühren
Alle Fachbegriffe zu Kreditgebühren, OGH-Urteilen und Rückforderung verständlich erklärt. Von A wie ABGB bis Z wie Zinsen.
ABGB
Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch - Grundlage des österreichischen Zivilrechts.
Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) ist seit 1812 die zentrale Rechtsquelle des österreichischen Zivilrechts. § 879 Abs 3 ABGB ist die Schlüsselbestimmung für Kreditgebühren: Eine Vertragsbestimmung in AGB ist nicht Vertragsbestandteil, wenn sie unter Berücksichtigung aller Umstände des Falles einen Teil gröblich benachteiligt. Darauf stützen sich alle OGH-Urteile zu unzulässigen Kreditgebühren.
Abtretung
Übertragung Ihres Rückforderungsanspruchs an einen Dritten.
Bei einer Abtretung (Zession) übertragen Sie Ihren Rückforderungsanspruch gegen die Bank an einen Dritten, etwa einen Prozessfinanzierer. Dieser tritt dann als Gläubiger auf und fordert die Gebühren in eigenem Namen zurück. Sie erhalten sofort einen Teil der Summe.
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen - vorformulierte Vertragsbedingungen der Bank.
Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind vorformulierte Vertragsbedingungen, die Banken für eine Vielzahl von Verträgen verwenden. Klauseln in AGB unterliegen einer strengen Kontrolle nach § 879 ABGB. Unzulässige Gebührenklauseln in Bank-AGB sind nicht wirksam vereinbart und berechtigen zur Rückforderung.
Arbeiterkammer (AK)
Gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer in Österreich.
Die Arbeiterkammer (AK) ist die gesetzliche Interessenvertretung aller Arbeitnehmer in Österreich. Sie bietet kostenlose Rechtsberatung bei Kreditgebühren-Rückforderungen und unterstützt Mitglieder bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche. Die AK hat mehrere wichtige Musterprozesse gegen Banken geführt.
Außergerichtliche Einigung
Vereinbarung zwischen Bank und Kunde ohne Gerichtsverfahren.
Eine außergerichtliche Einigung ist eine Vereinbarung zwischen Bank und Kreditnehmer zur Rückerstattung der Gebühren ohne Gerichtsverfahren. Etwa 70% der Fälle werden außergerichtlich gelöst, was für beide Seiten Zeit und Kosten spart. Die Bearbeitungszeit beträgt meist 3-6 Monate. Banken sind oft zu Einigungen bereit, um negative Präzedenzurteile zu vermeiden.
Autokredit
Zweckgebundener oder freier Kredit zur Fahrzeugfinanzierung.
Ein Autokredit ist ein Kredit zur Finanzierung eines Fahrzeugs. Er kann zweckgebunden (nur für Autokauf) oder frei verwendbar sein. Typische Laufzeiten sind 3-8 Jahre. Auch bei Autokrediten wurden unzulässige Bearbeitungsgebühren von 1-2% verrechnet, die zurückgefordert werden können.
Bauspardarlehen
Zweckgebundener Kredit aus einem Bausparvertrag für Wohnzwecke.
Ein Bauspardarlehen ist ein zweckgebundener Kredit, der nach der Ansparphase eines Bausparvertrags gewährt wird. Die Zinsen sind meist günstiger als bei normalen Wohnkrediten. Auch bei Bauspardarlehen wurden unzulässige Bearbeitungsgebühren verrechnet, besonders von den vier österreichischen Bausparkassen.
Bearbeitungsgebühr
Einmalige prozentuale Gebühr bei Kreditvergabe, die laut OGH-Urteil unzulässig ist.
Die Bearbeitungsgebühr ist eine von österreichischen Banken erhobene einmalige Gebühr bei der Kreditvergabe, meist zwischen 1-3% der Kreditsumme. Der OGH hat in mehreren Urteilen (z.B. 7 Ob 169/24i) diese Gebühren als gröblich benachteiligend und damit unzulässig erklärt, da sie keine konkrete Gegenleistung darstellen. Die Kreditprüfung und -bearbeitung gehört zum Kerngeschäft der Bank und ist durch die Zinsmarge abgedeckt.
Bereicherungsrecht
Rechtliche Grundlage für Rückforderung ungerechtfertigter Zahlungen.
Das Bereicherungsrecht regelt die Rückforderung ungerechtfertigter Vermögensverschiebungen. Wenn Kreditgebühren unzulässig sind, haben Sie einen bereicherungsrechtlichen Rückforderungsanspruch. Die Bank ist ungerechtfertigt bereichert und muss die Gebühren plus Zinsen zurückzahlen.
Bereitstellungsgebühr
Gebühr für das Bereithalten der Kreditsumme vor Auszahlung.
Die Bereitstellungsgebühr wird verrechnet, wenn die Kreditsumme nicht sofort abgerufen wird. Typisch bei Bauprojekten: Die Bank stellt das Geld bereit, es wird aber erst schrittweise nach Baufortschritt ausgezahlt. Diese Gebühr ist oft unzulässig und rückforderbar.
Bonitätsprüfung
Prüfung der Kreditwürdigkeit vor Kreditvergabe.
Die Bonitätsprüfung ist die Überprüfung Ihrer Kreditwürdigkeit durch die Bank vor Kreditvergabe. Dabei werden Einkommen, Ausgaben und KSV-Daten analysiert. Kosten dieser Prüfung dürfen nicht als separate Gebühr verrechnet werden, sie gehören zum Kerngeschäft der Bank.
Dispositionskredit
Überziehungsrahmen auf dem Girokonto, auch Dispokredit genannt.
Der Dispositionskredit (Kontokorrentkredit) ist ein vereinbarter Überziehungsrahmen auf Ihrem Girokonto. Die Zinsen sind meist höher als bei normalen Krediten (8-12% p.a.). Auch hier können unzulässige Gebühren verrechnet worden sein, besonders Überziehungsprovisionen.
Effektivzins
Tatsächlicher Jahreszins inklusive aller Kreditkosten.
Der Effektivzins (effektiver Jahreszinssatz) ist der tatsächliche Gesamtkostenindikator für einen Kredit. Er umfasst Nominalzins plus alle verpflichtenden Nebenkosten wie Bearbeitungsgebühren. Wenn Gebühren unzulässig sind, wurde der Effektivzins falsch berechnet. Banken müssen den echten Effektivzins angeben.
Effektivzinssatz
Synonym für Effektivzins - Gesamtkostenindikator für Kredite.
Der Effektivzinssatz ist identisch mit dem Effektivzins und zeigt die tatsächlichen jährlichen Gesamtkosten eines Kredits in Prozent. Er muss laut EU-Verbraucherkreditrichtlinie im Kreditvertrag prominent ausgewiesen werden. Bei unzulässigen Gebühren ist er falsch berechnet.
Einschreiben
Nachweisbare Zustellung von Schriftstücken per Post.
Ein Einschreiben ist eine Postsendung mit Zustellnachweis. Bei Kreditgebühren-Rückforderungen sollten Sie wichtige Schreiben (Aufforderung zur Rückzahlung, Fristsetzung) immer per Einschreiben mit Rückschein versenden. So haben Sie einen rechtssicheren Nachweis über Zustellung und Datum.
Einzelfallprüfung
Individuelle Bewertung Ihres Kreditvertrags auf unzulässige Gebühren.
Die Einzelfallprüfung ist die detaillierte Analyse Ihres konkreten Kreditvertrags auf unzulässige Gebühren. Dabei werden alle Vertragsklauseln, Gebührenabrechnungen und Nebenkosten geprüft. Jeder Kreditvertrag ist einzigartig, daher ist eine individuelle Prüfung wichtig, um alle Rückforderungsansprüche zu identifizieren.
Erfolgsprovision
Vergütung nur bei erfolgreicher Rückerstattung, meist 35% der Summe.
Die Erfolgsprovision ist eine Vergütungsform, bei der Anwälte oder Dienstleister nur im Erfolgsfall bezahlt werden. Bei Kreditgebühren-Rückforderungen beträgt sie meist 35% der zurückgeholten Summe. Vorteil: Kein Kostenrisiko für den Kunden. Die Prüfung und Bearbeitung ist kostenlos, Kosten fallen nur bei tatsächlicher Rückerstattung an.
Fixzinskredit
Kredit mit unveränderlichem Zinssatz über die gesamte Laufzeit.
Bei einem Fixzinskredit bleibt der Zinssatz über die gesamte Laufzeit konstant. Das gibt Ihnen Planungssicherheit, besonders bei steigenden Zinsen. Typisch für Wohnkredite mit 10-30 Jahren Fixzinsbindung. Auch hier wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet, die unzulässig sind.
Förderkredit
Staatlich geförderter Kredit mit vergünstigten Konditionen.
Förderkredite sind öffentlich geförderte Darlehen mit niedrigeren Zinsen, etwa für Wohnbau, Sanierung oder Unternehmensgründung. Anbieter sind Landes-Wohnbauförderung, aws oder ÖHT. Auch bei Förderkrediten wurden teilweise unzulässige Nebengebühren verrechnet.
Fremdwährungskredit
Kredit in ausländischer Währung, früher beliebt wegen niedriger Zinsen.
Fremdwährungskredite wurden in ausländischer Währung (meist Schweizer Franken oder Yen) aufgenommen, um von niedrigeren Zinsen zu profitieren. Sie bergen hohes Wechselkursrisiko. Nach der Finanzkrise 2008 explodierten viele CHF-Kredite. Auch hier wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet.
Fristsetzung
Festlegung einer Zahlungsfrist für die Bank vor Klageeinreichung.
Die Fristsetzung ist die schriftliche Aufforderung an die Bank, innerhalb einer bestimmten Frist (meist 14 Tage) die Gebühren zurückzuzahlen. Sie ist Voraussetzung für Verzugszinsen und zeigt der Bank, dass Sie es ernst meinst. Erfolgt keine Zahlung, folgt die Klage.
Gröbliche Benachteiligung
Rechtsbegriff für unfaire Vertragsklauseln nach § 879 Abs 3 ABGB.
Gröbliche Benachteiligung ist der zentrale Rechtsbegriff aus § 879 Abs 3 ABGB für die Bewertung von AGB-Klauseln. Eine Klausel ist gröblich benachteiligend, wenn sie ein auffallendes Missverhältnis der Rechte und Pflichten zu Lasten des Verbrauchers schafft. Prozentuale Bearbeitungsgebühren wurden vom OGH als gröblich benachteiligend eingestuft.
Grundbuch
Öffentliches Register für Grundstücke und darauf lastende Rechte.
Das Grundbuch ist ein öffentliches Register, in dem Eigentumsverhältnisse an Grundstücken und die darauf lastenden Rechte (wie Hypotheken) eingetragen werden. Bei Wohnkrediten wird das Pfandrecht der Bank im Grundbuch eingetragen. Die Eintragungsgebühren sind zusätzliche Kosten, die aber im Gegensatz zu Bearbeitungsgebühren legitim sind.
Hypothek
Pfandrecht an einer Immobilie zur Kreditsicherung im Grundbuch.
Eine Hypothek ist ein Pfandrecht an einer Immobilie, das zur Absicherung eines Kredits im Grundbuch eingetragen wird. Im österreichischen Sprachgebrauch oft synonym mit Wohnkredit verwendet. Die Bank erhält damit das Recht, die Immobilie zu verwerten, falls der Kredit nicht zurückgezahlt wird.
Inkasso
Forderungseintreibung durch spezialisierte Unternehmen.
Inkasso ist die Eintreibung von Forderungen durch spezialisierte Dienstleister. Bei Kreditgebühren-Rückforderungen können Inkassobüros die Durchsetzung übernehmen. Sie arbeiten meist auf Erfolgsbasis und haben Erfahrung im Umgang mit Banken. Vorsicht: Nur seriöse Anbieter wählen.
Klage
Gerichtliches Verfahren zur Durchsetzung der Rückforderungsansprüche.
Eine Klage ist die gerichtliche Geltendmachung der Rückforderungsansprüche, wenn keine außergerichtliche Einigung erzielt wird. Das Verfahren dauert meist 12-18 Monate. Aufgrund der eindeutigen OGH-Rechtsprechung sind die Erfolgsaussichten sehr hoch (über 95%). Die Prozesskosten trägt bei Erfolg die unterlegene Bank.
Konsumentenschutz
Rechtlicher Schutz von Verbrauchern vor unfairen Geschäftspraktiken.
Der Konsumentenschutz umfasst alle rechtlichen Regelungen zum Schutz von Verbrauchern. Das Konsumentenschutzgesetz (KSchG) gibt Verbrauchern besondere Rechte gegenüber Unternehmen. Die Rechtsprechung zu unzulässigen Kreditgebühren basiert stark auf konsumentenschutzrechtlichen Überlegungen.
Konsumentenschutzgesetz
Österreichisches Bundesgesetz zum Schutz von Konsumenten im Rechtsverkehr.
Das Konsumentenschutzgesetz (KSchG) ist das zentrale österreichische Verbraucherschutzgesetz. § 6 KSchG verbietet gröblich benachteiligende Klauseln in Verbraucherverträgen und ist neben § 879 ABGB die wichtigste Rechtsgrundlage für die Unwirksamkeit von Kreditgebühren. Es schützt Sie als Verbraucher vor unfairen Bank-AGB.
Konsumkredit
Unbesichertes Darlehen für private Anschaffungen ohne Zweckbindung.
Ein Konsumkredit ist ein Darlehen ohne Sicherheiten für private Anschaffungen wie Möbel, Elektronik oder Urlaub. Die Kreditsumme liegt meist zwischen 5.000 und 50.000 Euro mit Laufzeiten von 1-10 Jahren. Auch bei Konsumkrediten wurden unzulässige Bearbeitungsgebühren von 1-2,5% verrechnet, die zurückgefordert werden können.
Kontoführungsgebühr
Monatliche Gebühr für die Verwaltung eines Kreditkontos.
Die Kontoführungsgebühr ist eine von Banken monatlich verrechnete Gebühr für die Verwaltung und Führung des Kreditkontos. Typischerweise zwischen 3-6 Euro pro Monat. Diese Gebühren sind oft unzulässig, wenn das Kreditkonto ausschließlich der Abwicklung des Kredits dient und keine zusätzlichen Leistungen (wie Zahlungsverkehr) möglich sind.
Kreditgebühren
Sammelbegriff für alle Nebenkosten bei Kreditverträgen.
Kreditgebühren umfassen alle Nebenkosten, die Banken zusätzlich zu den Zinsen bei Kreditverträgen verrechnen. Dazu gehören Bearbeitungsgebühren, Kontoführungsgebühren für das Kreditkonto, Schätzkosten, Vertragsgebühren und weitere Pauschalen. Viele dieser Gebühren wurden vom OGH als unzulässig eingestuft, wenn sie keine konkrete Gegenleistung darstellen oder den Kunden gröblich benachteiligen.
Kreditsumme
Gesamtbetrag des Darlehens, der ausgezahlt wurde.
Die Kreditsumme (auch Nettokreditbetrag) ist der Betrag, den Sie von der Bank erhalten. Davon werden oft Bearbeitungsgebühren direkt abgezogen, sodass Sie weniger ausgezahlt bekommen als vereinbart. Diese Praxis ist besonders problematisch und stärkt Ihre Rückforderungsansprüche.
Kreditvertrag
Rechtliche Vereinbarung zwischen Ihnen und der Bank über das Darlehen.
Der Kreditvertrag ist die schriftliche Vereinbarung zwischen Ihnen und der Bank über Kreditsumme, Zinsen, Laufzeit, Raten und alle Nebenkosten. Er ist die Grundlage für die Rückforderung. Bewahre ihn gut auf oder fordere eine Kopie von der Bank an.
KSchG
Konsumentenschutzgesetz - Spezialgesetz zum Schutz von Verbrauchern.
Das Konsumentenschutzgesetz (KSchG) ist ein österreichisches Spezialgesetz, das Verbraucher bei Geschäften mit Unternehmern schützt. Es enthält Regelungen zu AGB-Kontrolle, Rücktrittsrechten und Gewährleistung. Viele Bestimmungen stärken die Position von Kreditnehmern gegenüber Banken.
KSV-Creditreform
Österreichs größter Gläubigerschutzverband mit Kreditdatenbank.
KSV1870 (Kreditschutzverband) ist Österreichs führende Auskunftei für Bonitätsinformationen. Banken holen vor Kreditvergabe eine KSV-Auskunft ein. Negative Einträge erschweren Kreditvergaben. Die Kosten für KSV-Auskünfte dürfen nicht separat verrechnet werden.
Kulanzregelung
Freiwillige Rückzahlung der Bank ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.
Eine Kulanzregelung ist ein Entgegenkommen der Bank ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Banken bieten oft Kulanzlösungen an, um Prozesse zu vermeiden. Wichtig: Lass Sie nicht mit zu wenig abspeisen. Die volle Forderung plus Zinsen steht Ihnen zu.
Lombardkredit
Kurzfristiger Kredit gegen Verpfändung von Wertpapieren.
Ein Lombardkredit ist ein kurzfristiger Kredit, bei dem Wertpapiere als Sicherheit verpfändet werden. Die Bank gewährt meist 50-80% des Wertpapierwerts als Kredit. Auch bei Lombardkrediten wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet, die zurückgefordert werden können.
Mahnverfahren
Vereinfachtes gerichtliches Verfahren für unbestrittene Geldforderungen.
Das Mahnverfahren ist ein vereinfachtes Gerichtsverfahren für Zahlungsforderungen. Bei Kreditgebühren-Rückforderungen wird es genutzt, wenn die Bank nicht außergerichtlich zahlt. Es ist schneller und günstiger als ein normales Klageverfahren, wenn die Bank keinen Einspruch erhebt.
Musterprozess
Beispielhaftes Gerichtsverfahren mit Signalwirkung für ähnliche Fälle.
Ein Musterprozess ist ein stellvertretendes Verfahren, das eine grundsätzliche Rechtsfrage klärt. Der VKI und die AK führen solche Prozesse, um Präzedenzfälle zu schaffen. Die Urteile haben Signalwirkung für tausende ähnliche Fälle und erleichtern außergerichtliche Einigungen.
Negativzinsen
Zinsen unter null Prozent, wo Sparer zahlen statt Zinsen zu erhalten.
Negativzinsen sind Zinssätze unter null Prozent. In der Niedrigzinsphase 2015-2022 waren Einlagenzinsen bei der EZB negativ. Manche Banken gaben diese an Großkunden weiter. Bei Krediten führten Negativzinsen zu sehr günstigen Konditionen, was Bearbeitungsgebühren noch unzulässiger macht.
Nominalzins
Vertraglich vereinbarter Zinssatz ohne Nebenkosten.
Der Nominalzins ist der im Kreditvertrag vereinbarte reine Zinssatz ohne Nebenkosten. Er ist niedriger als der Effektivzins, weil Gebühren und Spesen nicht enthalten sind. Banken werben oft mit dem niedrigen Nominalzins, während der Effektivzins die wahren Kosten zeigt.
OGH-Urteil
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, höchste Instanz in Österreich.
Ein OGH-Urteil ist eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Wien, der höchsten Instanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Österreich. Die wegweisenden OGH-Urteile zu Kreditgebühren (insbesondere 7 Ob 169/24i vom 19.02.2025) haben festgestellt, dass prozentuale Bearbeitungsgebühren bei Krediten unzulässig sind. Diese Urteile sind bindend für alle österreichischen Gerichte und Banken.
Pfandrecht
Sicherungsrecht an einer Sache oder Forderung für Kreditgeber.
Das Pfandrecht ist ein dingliches Sicherungsrecht, das dem Gläubiger (Bank) erlaubt, sich aus einer Sache zu befriedigen, wenn die Schuld nicht bezahlt wird. Bei Immobilienkrediten wird das Pfandrecht als Hypothek im Grundbuch eingetragen. Dies ist eine legitime Sicherheit im Gegensatz zu unzulässigen Bearbeitungsgebühren.
Präzedenzurteil
Grundsatzentscheidung eines Gerichts mit Vorbildwirkung für künftige Fälle.
Ein Präzedenzurteil ist eine wegweisende Gerichtsentscheidung, die eine Rechtsfrage grundsätzlich klärt. Das OGH-Urteil 7 Ob 169/24i ist ein solches Präzedenzurteil zu Kreditgebühren. Solche Urteile haben zwar keine formelle Bindungswirkung, werden aber von allen Gerichten befolgt.
Prozessfinanzierer
Unternehmen, das Prozesskosten vorfinanziert und nur im Erfolgsfall bezahlt wird.
Ein Prozessfinanzierer ist ein spezialisiertes Unternehmen, das die Kosten von Gerichtsverfahren vorfinanziert. Bei Kreditgebühren-Rückforderungen übernimmt der Prozessfinanzierer alle Prozesskosten und erhält nur im Erfolgsfall eine Provision (meist 35%). Für Sie bedeutet das: null Risiko, keine Vorkosten.
Prozesskosten
Gerichts- und Anwaltskosten bei Klageverfahren, trägt der Verlierer.
Prozesskosten umfassen alle Kosten eines Gerichtsverfahrens: Gerichtsgebühren, Anwaltskosten, Sachverständigenkosten. In Österreich gilt das Prinzip 'Verlierer zahlt': Die unterlegene Partei muss alle Prozesskosten tragen. Bei Kreditgebühren-Klagen trägt fast immer die Bank die Kosten, da die Rechtslage eindeutig ist.
Rechtsmittel
Möglichkeiten zur Anfechtung von Gerichtsentscheidungen.
Rechtsmittel sind Berufung, Rekurs und Revision gegen Gerichtsentscheidungen. Bei Kreditgebühren-Klagen sind sie selten nötig, da die Rechtslage eindeutig ist. Wenn Banken Berufung einlegen, erhöht das nur ihre Kosten. Die höheren Instanzen bestätigen meist die erstinstanzlichen Urteile.
Restschuld
Noch nicht zurückgezahlter Betrag eines laufenden Kredits.
Die Restschuld ist der noch offene Kreditbetrag zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie sinkt mit jeder Ratenzahlung. Wichtig für Sie: Auch bei laufenden Krediten mit hoher Restschuld können Sie bereits bezahlte Gebühren zurückfordern. Die Rückforderung beeinflusst die Restschuld nicht negativ.
Rückforderung
Rechtlicher Anspruch auf Rückzahlung unzulässig bezahlter Gebühren.
Die Rückforderung bezeichnet den rechtlichen Anspruch auf Rückerstattung unzulässig bezahlter Kreditgebühren. Nach den OGH-Urteilen haben Kreditnehmer das Recht, zu Unrecht bezahlte Bearbeitungsgebühren und andere unzulässige Kosten von ihrer Bank zurückzufordern. Die Rückforderung umfasst die Gebühren plus gesetzliche Zinsen (4% p.a.) seit Zahlung.
Sammelklage
Gemeinsame Klage mehrerer Betroffener gegen dieselbe Bank.
Eine Sammelklage bündelt die Ansprüche mehrerer Kreditnehmer gegen dieselbe Bank in einem Verfahren. In Österreich wird dies oft vom VKI organisiert. Vorteile: Kostenersparnis, höherer Druck auf die Bank und schnellere Abwicklung durch gebündelte Rechtsdurchsetzung.
Sanierungskredit
Zweckgebundener Kredit für Renovierung und Sanierung von Immobilien.
Ein Sanierungskredit ist ein zweckgebundenes Darlehen für Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen an Immobilien. Oft gibt es staatliche Förderungen für thermische Sanierung. Die Kreditsummen liegen zwischen 10.000 und 100.000 Euro. Auch hier wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet.
Schätzkosten
Gebühren für die Immobilienbewertung bei Wohnkrediten.
Schätzkosten sind Gebühren, die Banken für die Bewertung von Immobilien bei Wohnkrediten verrechnen, meist zwischen 300-600 Euro. Diese Kosten sind oft unzulässig, wenn die Schätzung primär der Risikobewertung der Bank dient und nicht dem Kunden. Der OGH hat entschieden, dass solche internen Bewertungen zum Kerngeschäft der Bank gehören und durch die Zinsmarge abgedeckt sind.
Schuldnerverzug
Zahlungsverzug des Kreditnehmers mit rechtlichen Folgen.
Schuldnerverzug tritt ein, wenn Sie als Kreditnehmer eine fällige Zahlung nicht leistest. Folgen: Verzugszinsen, Mahnspesen, im Extremfall Kündigung und Verwertung von Sicherheiten. Wichtig: Auch bei Zahlungsschwierigkeiten können Sie Ihre Gebühren zurückfordern - das ist ein separater Anspruch.
Sollzinssatz
Zinssatz für die tatsächliche Inanspruchnahme des Kredits.
Der Sollzinssatz ist der Zinssatz, den Sie auf die tatsächlich in Anspruch genommene Kreditsumme zahlen. Er ist praktisch identisch mit dem Nominalzins. Der Sollzins kann fix oder variabel sein und ist niedriger als der Effektivzins, der alle Nebenkosten einrechnet.
Studentenkredit
Spezieller Bildungskredit für Studierende mit günstigen Konditionen.
Studentenkredite sind spezielle Darlehen zur Finanzierung des Studiums. Sie haben meist niedrigere Zinsen und flexible Rückzahlungsmodalitäten (erst nach Studienabschluss). Anbieter sind Banken und die Österreichische Hochschülerschaft. Auch hier können unzulässige Gebühren angefallen sein.
Tilgungsplan
Übersicht über alle Kreditraten, Zinsen und Gebühren während der Laufzeit.
Der Tilgungsplan zeigt alle vereinbarten Zahlungen für Ihren Kredit: monatliche Raten, Zinsen, Tilgung und Gebühren. Er ist wichtig für die Rückforderung, weil hier alle verrechneten Gebühren aufgelistet sind. Fordern Sie ihn von Ihrer Bank an, wenn Sie ihn nicht mehr hast.
Überbrückungskredit
Kurzfristiger Kredit zur Überbrückung vorübergehender Liquiditätsengpässe.
Ein Überbrückungskredit ist ein kurzfristiges Darlehen (wenige Wochen bis Monate) zur Überbrückung eines temporären Finanzbedarfs. Typisch wenn Geld erwartet wird (Gehalt, Steuerrückerstattung, Hausverkauf), aber aktuell nicht verfügbar ist. Trotz kurzer Laufzeit wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet.
Umschuldung
Ablösung eines bestehenden Kredits durch einen neuen, günstigeren Kredit.
Eine Umschuldung ist die Ablösung eines oder mehrerer bestehender Kredite durch einen neuen Kredit, meist zu besseren Konditionen. Auch bei Umschuldungskrediten wurden Bearbeitungsgebühren verrechnet, obwohl die Bank ein bestehendes Kreditverhältnis nur fortsetzt. Diese Gebühren sind ebenfalls rückforderbar.
Variabel verzinster Kredit
Kredit mit anpassbarem Zinssatz basierend auf Referenzzinssatz.
Bei variabel verzinsten Krediten passt sich der Zinssatz regelmäßig an einen Referenzzinssatz (meist 3-Monats-EURIBOR) an. Der Zins kann steigen oder fallen. Vorteil: Meist niedrigere Startzinsen. Nachteil: Zinsänderungsrisiko. Auch hier sind Bearbeitungsgebühren unzulässig.
Vergleich
Einigung zwischen Streitparteien mit beiderseitigem Nachgeben.
Ein Vergleich ist eine Einigung zwischen Bank und Kreditnehmer, bei der beide Seiten Zugeständnisse machen. Banken bieten oft 70-90% der Forderungssumme als Vergleich an, um Prozesskosten und negative Urteile zu vermeiden. Kunden akzeptieren oft, um schneller an ihr Geld zu kommen.
Verjährung
Zeitliche Frist für die Geltendmachung von Ansprüchen - bei Kreditgebühren 30 Jahre.
Die Verjährungsfrist bezeichnet den Zeitraum, innerhalb dessen ein Anspruch geltend gemacht werden kann. Für die Rückforderung unzulässiger Kreditgebühren gilt in Österreich die allgemeine Verjährungsfrist von 30 Jahren ab Vertragsabschluss (§ 1478 ABGB). Das bedeutet: Kredite, die zwischen 1995 und 2024 abgeschlossen wurden, können noch zurückgefordert werden.
Verjährungshemmung
Unterbrechung oder Stillstand der Verjährungsfrist.
Die Verjährungshemmung stoppt oder unterbricht den Lauf der Verjährungsfrist. Sie tritt ein bei Klageeinreichung, Anerkennung der Forderung durch die Bank oder Vergleichsverhandlungen. Die 30-jährige Frist beginnt dann neu. Wichtig für alte Kredite nahe der Verjährung.
Verzugszinsen
Gesetzliche Zinsen von 4% p.a. auf unrechtmäßig erhobene Gebühren.
Verzugszinsen sind gesetzliche Zinsen, die bei Zahlungsverzug oder unrechtmäßigen Zahlungen anfallen. Bei der Rückforderung von Kreditgebühren stehen dem Kreditnehmer 4% Zinsen pro Jahr zu, berechnet ab dem Zeitpunkt der unrechtmäßigen Zahlung bis zur Rückerstattung. Diese Zinsen können bei älteren Krediten erheblich sein und die Rückerstattungssumme deutlich erhöhen.
VKI
Verein für Konsumenteninformation - Konsumentenschutzorganisation in Österreich.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) ist Österreichs wichtigste Konsumentenschutzorganisation. Der VKI hat maßgeblich zur Rechtsprechung gegen unzulässige Kreditgebühren beigetragen durch Musterprozesse und Sammelklagen. Er bietet Beratung und Unterstützung für betroffene Kreditnehmer.
Vollmacht
Ermächtigung für Dritte, in Ihrem Namen die Rückforderung durchzuführen.
Eine Vollmacht ermächtigt einen Anwalt oder Dienstleister, Ihre Kreditgebühren-Rückforderung in Ihrem Namen durchzuführen. Sie umfasst Korrespondenz mit der Bank, Akteneinsicht und gerichtliche Vertretung. Mit Vollmacht müssen Sie sich um nichts kümmern.
Vorfälligkeitsentschädigung
Gebühr bei vorzeitiger Kreditrückzahlung, oft ebenfalls unzulässig.
Die Vorfälligkeitsentschädigung ist eine Gebühr, die Banken bei vorzeitiger Kreditablöse verlangen. Sie soll den Zinsverlust der Bank kompensieren. Auch diese Gebühren sind oft überhöht oder unzulässig kalkuliert und können angefochten werden, besonders bei variabel verzinsten Krediten.
Wohnkredit
Darlehen zur Finanzierung von Wohnimmobilien mit Grundbucheintragung.
Ein Wohnkredit (auch Wohnbaukredit oder Hypothekarkredit) ist ein langfristiges Darlehen zur Finanzierung von Wohnimmobilien. Die Absicherung erfolgt durch Eintragung eines Pfandrechts im Grundbuch. Bei Wohnkrediten wurden besonders hohe Bearbeitungsgebühren (bis 3%) und Nebenkosten verrechnet, die nun zurückgefordert werden können.
Zinsanpassungsklausel
Vertragsklausel für die Anpassung variabler Zinssätze.
Die Zinsanpassungsklausel regelt, wie und wann bei variabel verzinsten Krediten der Zinssatz angepasst wird. Sie muss transparent und nachvollziehbar sein. Intransparente oder einseitige Klauseln sind unzulässig. Auch hier hat der OGH viele Klauseln für unwirksam erklärt.
Zinsmarge
Differenz zwischen Kredit- und Einlagenzinsen als Haupteinnahmequelle der Bank.
Die Zinsmarge ist die Differenz zwischen den Zinsen, die eine Bank für Kredite verlangt, und den Zinsen, die sie für Einlagen zahlt. Diese Marge ist die Haupteinnahmequelle der Bank und deckt alle operativen Kosten ab, einschließlich Kreditprüfung und -verwaltung. Der OGH hat festgestellt, dass Bearbeitungsgebühren eine Doppelverrechnung darstellen.
Zwangsversicherung
Von der Bank vorgeschriebene Versicherung als Kreditvoraussetzung.
Eine Zwangsversicherung ist eine Versicherung, die Sie als Bedingung für die Kreditvergabe abschließen müssen. Typisch sind Kreditrestschuldversicherungen oder Lebensversicherungen. Solche Kopplungsgeschäfte sind oft unzulässig, besonders wenn die Bank an den Provisionen verdient.
Haben Sie noch Fragen?
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Hinweis: Dieses Glossar dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Bei konkreten Fragen zu Ihrem Fall wenden Sie sich bitte an qualifizierte Rechtsanwälte oder nutzen Sie unsere kostenlose Erstprüfung.